Schuute beladen mit Faschinen
Küstenschutz
Halligen im Wandel der Zeit
Halligen bestehen aus Marschboden, der oft nur eine dünne Schicht über älteren Mooren bildet, die im Schutz der Nehrungen, die die Senke zur Nordsee hin fast gänzlich abschloss, entstanden. Es bildete sich ein mit Bächen durchzogenes, schlecht entwässertes Niederungsgebiet mit Bruchwäldern. Als während des römerzeitlichen und des mittelalterlichen Temperaturoptimums der Wasserstand der Nordsee stieg, drang zunehmend Meereswasser durch Lücken in den Nehrungen ein. Dabei bildete sich aus maritimen Sedimenten, die sich ablagerten, Schwemmland. Die Moore sogen sich mit Salzwasser voll und starben ab. Der Boden senkte sich, wonach sich durch häufige Überflutungen neue Sedimente ablagerten. Durch gleichzeitige Erosion veränderte sich die Form dieses Schwemmlandes dauernd.
Bedingt durch fehlenden oder nur geringen Küstenschutz und die damit verbundenen häufigeren Überschwemmungen gab es weiterhin große Veränderungen an der Küstenlinie und deutlich mehr Halligen, die ihre Form häufig änderten. Manche existierten nur für kurze Zeit, bis ein Wattstrom sie mehr und mehr verkleinerte, andere vergrößerten sich durch Sedimentanlagerung und wuchsen zusammen, wie zum Beispiel Nordmarsch und Langeneß zum heutigen Langeneß. Der genaue Vorgang ist nur schwer zu rekonstruieren, da es aus der Zeit vor 1700 nur wenige Karten gibt.
Während auf dem Festland und den größeren Inseln schon im 14./15. Jahrhundert mit Eindeichungen und Landgewinn begonnen wurde und immer bessere Deiche das Land schützten, blieben die weiter außen liegenden Halligen den Fluten ausgesetzt. Versuche der Schleswiger Herzöge, die Dagebüller Bucht durch einen Damm über mehrere Halligen hinweg einzudeichen, scheiterten nach fast 80-jähriger Bauzeit 1634 endgültig an der Burchardiflut. In den folgenden Jahrhunderten beschränkte sich die Landgewinnung auf den Anwachs am Festland und den schon gewonnenen Kögen. Einige größere Halligen wie Ockholm und Dagebüll wurden landfest gemacht, landnähere kleine Halligen wie Waygaard und Grotesand in neugewonnene Köge miteinbezogen. Die außerhalb der Köge liegenden Halligen hatten mit den veränderten Strömungsverhältnissen zu kämpfen, da der Tidenhub im nun durch Deiche begrenzten Wattenmeer zunahm. Allein zwischen 1717 und 1720 soll ein Viertel der Landfläche verloren gegangen sein, wie aus einem Schreiben des Ratmanns von Oland an den König hervorgeht, in dem er um Minderung der Abgaben bat.
Seit dem großen Landverlust bei der sogenannten Halligflut von 1825, die fast alle außer den heute noch existierenden Halligen verschlang, übernahm der Staat die Aufsicht über den Küstenschutz. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Halligkanten befestigt. Manche Halligen wie Hooge erhielten einen Sommerdeich. Allerdings wehrten sich die Halligbewohner oft gegen diese Maßnahmen, vor allem, weil sie die Kosten selbst tragen mussten, aber auch, weil sie die Priele, die nun abgedämmt werden mussten, um dem Meer keine Angriffsfläche zu bieten, als Häfen und Transportwege benutzt hatten. Erst unter preußischer Regierung wurde der Schutz der Halligen 1894 verstaatlicht.
Halligen heutzutage
Heutzutage nimmt die Fläche der Halligen nicht mehr ab, sondern vergrößert sich eher durch die Anlage von Lahnungen besonders entlang der Dämme, die einzelne Halligen, Oland und Nordstrandischmoor, mit dem Festland verbinden. Die steigenden Höhen der Sturmfluten erfordern regelmäßige Anpassungen. 1960 wurde der Halligschutz in das Programm Nord aufgenommen und die Warften erhöht und befestigt. Zum Schutz der Halligen tragen auch die im Westen vorgelagerten nordfriesischen Außensände bei.
Halligen in der Zukunft
Kleines Deichlexikon / lüttjsche Diek Lexikon:
besticken: |
alte Kantensicherungsmethode, befestigen von Stroh oder Reet als Uferschutz |
buschen: |
verfüllen der Buschlahnung mit Faschinen (s.u.) |
Buschlahnung: |
Uferschutzanlage quer zum Deich oder zur Halligkante mit doppelter Holzpflogreihe, gefüllt mit Faschinen |
Faschine: |
geschnittenes und gebündeltes Tannenholz |
Geröll: |
größeres rundes Steingut, Auffüllmaterial |
Grant: |
kleines Gestein mit unterschiedlichen Formen Gestein, Unterbau |
Granit, Basalt: |
Hauptgesteinsarten für den Steindeich |
grüppeln: |
entwässern des Deichs |
Halligkante: |
befestigte Sicherungskante |
Hark: |
Harke |
Igel: |
Kantensicherung mit Raudeckwerk (kantig gesetzte Steine) |
Korblahnung: |
Uferschutzanlage aus Drahtgeflecht gefüllt mit Geröll |
Null: |
Ausgangspunkt für die Vermessung der Hallig, feststehend |
Schlickrutscher: |
Arbeitsschlitten zum Transportieren von Material bei Ebbe |
Schüffel: |
Schaufel |
Schuut: |
Transportschiff |
Siel: |
Durchlassbauwerk |
Soden: |
ausgeschnittene Grasflächen aus dem Halligland |
Sommerdeich: |
niedriger Deich mit Grasbewuchs |
Spoten: |
Spaten |
Steindeich: |
künstlich mit Steinen aufgebauter Deich mit Steinen, dient dem Halligschutz |
Steinlahnung: |
Uferschutzanlage aus Steinen und Buhnen quer zur Halligkante |
Teek: |
Spülsaum, Treibsel |
Vorschütt: |
liegt außen vor dem Steindeich, dient der Steindeichfußsicherung |
wackern: |
einrammen von Holzpflockreihen mit einer Motorramme |