Stock auf Hallig Hooge
Geschichte
Besiedlung der Halligen
Kontinuierlich bewohnt wurde das Gebiet der heutigen Halligen vermutlich erst seit 1000 Jahren, als Friesen von der Rheinmündung sich hier niederließen. Schon damals war nur eine Besiedlung auf Warften möglich, jedoch erlaubten höher gelegene Flächen Ackerbau. Erstmals erwähnt werden einzelne Halligen (Oland und Jordsand) 1231 im Waldemar-Erdbuch als Inseln, auf denen der König ein Haus besaß. Damals gehörten die heutigen Halligen zu den Uthlanden, dem von Prielen durchzogenen, durch Sturmfluten häufig in seiner Gestalt veränderten Marschland. Die genaue Rekonstruktion zurückliegender Küstenverläufe ist sehr schwierig, da genaue Karten erst ab 1700 erstellt wurden. Mit niedrigen Deichen und Warften schützten die Bewohner ihre Häuser, das bewirtschaftete und durch Gräben entwässerte Land sowie das Vieh.
Seit der Entstehung der Halligen bis zum 19. Jahrhundert sind etwa 100 Halligen verschwunden, von denen ein Teil nicht bewohnt war. Die Marschflächen wuchsen mit anderen Halligen zusammen oder wurden an das Festland durch Eindeichung angegliedert.
Auch die heute existierenden Halligen verloren im Laufe der Jahrhunderte verstärkt an Landfläche. Die immer kleineren Halligen boten so im Laufe der Zeit immer wenigen Menschen eine wirtschaftliche Grundlage, so dass viele ihr Glück an Festland suchten.
Leben und Wirtschaften auf den Halligen
In früheren Zeiten war das Halligleben sehr hart. Die Erträge aus dem Ackerbau waren gering und unbeständig, da die Bewohner auch im Sommer mit einer Überflutung rechnen mussten. Ackerbau wurde daher in geringem Umfang auf höheren Flächen betrieben. Die meisten Halligbewohner hielten Vieh, vor allem Schafe und auch Rinder.
Ihre Häuser und das Vieh versuchten die Halligbewohner, mit Warften und Deichen zu schützen. Für die tägliche Ernährung war es nötig, alle Angebote der Natur vor Ort zu nutzen. So wurde gefischt und gejagt, was die Halligen und die Nordsee hergaben.
Baumaterial war auf den baumlosen Marschinseln Mangelware und musste vom Festland herangeschafft werden. Als Brennmaterial im Winter und zum Verfeuern diente Schafkot, Kuhmist oder Seetorf. Geheizt wurde in früherer Zeit bis teilweise in die 1950er Jahre mit zu Ditten geformtem, in der Sonne getrocknetem Kuhmist.
Ihr Geld verdienten die Halligbewohner späten Mittelalter zumeist mit der Salzgewinnung. In einem aufwendigen Verfahren wurde Moor, das mit Salzwasser gesättigt war, getrocknet und anschließend verbrannt. Die verbleibende Asche wurde danach mit Salzsäure versetzt und bis zur völligen Austrocknung in einem Gefäß gesotten, um Halligsalz zu gewinnen. Doch der Torfabbau, die Voraussetzung für die Salzsiederei, war für das Land alles andere als ungefährlich. In die Abbaugebiete konnte das Wasser problemlos eindringen und das Land dadurch weg spülen. Um den Verlust an Substanz zu beenden, wurde der Torfabbau im Jahre 1515 verboten.
Da es auf den Halligen keinerlei Frischwasserquellen gibt, dienten allein mühsam aufgefangene Niederschläge als Wasserversorgung für Mensch und Tier, diese wurden gesammelt und im Fething gespeichert.
Im 17. und 18. Jahrhundert erlebt die Seefahrt eine Blütezeit und viele, der männlichen Halligbewohner heuerten auf Walfängern oder auf Handelsschiffen an. Wie alle Nordfriesen hatten sie einen guten Ruf in der Seefahrt; man sagte ihnen profunde Kenntnisse in Navigationslehre und Mathematik nach. Allerdings war besonders der Walfang sehr gefährlich, viele Seeleute ließen im Kampf mit den riesigen Tieren ihr Leben.
Als die Zahl der Wale in den küstennahen Bereichen zurückging, wurden die Wale im offenen Meer gejagt, was noch größere Gefahren für die Schiffsbesatzung mit sich brachte. Im Jahr 1777 wurden 27 Walfangschiffe vor Grönland vom Eis eingeschlossen, rund 300 Seeleute starben. Nach dieser als “Totenreise” in die Seefahrtsgeschichte eingegangenen Fahrt sind im Walfang keine Kommandeure von den Halligen mehr verzeichnet.
Einen guten Einblick in der Leben der wohlsituierten Kapitänsfamilien kann der Besucher im Hooger Königspesel oder im Kapitän Tadsen-Haus auf Langeneß erlangen. Neben einer Vielzahl an Alltagsgegenständen beeindruckt hier sicher der jeweilige Pesel, der beste Raum des Hauses mit holländischen biblischen Fliesen sowie einer bemerkenswerten Decken- und Türenmalerei am meisten.