Innenaufnahme der Hooger Kirche, für Erntedank mit Früchten und Gemüse geschmückt
Jürgen Vrinssen©

Halligkirche auf Hooge

Halligkirchen

Die Kir­che St. Ma­ga­re­then wur­de 1779 er­baut. Es ist wahr­schein­lich die sieb­te Kir­che an die­ser Stel­le. Sie ent­hält ei­nen Al­tar von 1592. 

Um 1658 wur­de auf ei­ner in­zwi­schen un­ter­ge­gan­ge­nen Warft nord­öst­lich der heu­ti­gen Kirch­warf eine Pre­digt­stät­te er­rich­tet, in der Stu­den­ten der Theo­lo­gie pre­dig­ten. Um 1666 wur­de das Lan­gen­es­ser Schul­haus, das wahr­schein­lich schon auf der heu­ti­gen Kirch­warf lag, in eine Kir­che um­ge­wan­delt. Von der Kirch­wei­he an am­tier­te auf Lan­ge­neß ein or­di­nier­ter Pas­tor. 1725 wur­de eine neue Kir­che auf der Kirch­warf er­baut. 1894 wur­de das jet­zi­ge Ge­bäu­de auf den Fun­da­men­ten des Vor­gän­ger­baus er­rich­tet. Das öst­li­che Drit­tel des In­nen­raums wur­de durch eine Quer­wand ab­ge­teilt und als Schu­le ein­ge­rich­tet. 1975 wur­de das Ge­bäu­de in­nen um­ge­stal­tet: Der frü­he­re Schul­teil - die Schu­le hat in den 60er Jah­ren neue Ge­bäu­de im Os­ten der Kirch­warf er­hal­ten - wur­de zu ei­nem zwei­stö­cki­gen Ge­mein­de­teil um­ge­wan­delt.


Der ge­mal­te Flü­gel­al­tar wur­de 1670 von zwei Lan­gen­es­ser Schif­fern ge­stif­tet, die 1666 die Ver­hand­lun­gen zur Ein­rich­tung der Pfarr­stel­le für Lan­ge­neß ge­führt hat­ten. Im Mit­tel­feld fin­den sich zwei Dar­stel­lun­gen über­ein­an­der an­ge­ord­net: oben die Kreu­zi­gung Jesu, un­ten das letz­te Abend­mahl Jesu mit sei­nen Jün­gern. Auf den In­nen­sei­ten der Flü­gel sind die vier Evan­ge­lis­ten ab­ge­bil­det, auf den Au­ßen­sei­ten, sicht­bar bei ge­schlos­se­nem Al­tar, Je­sus und Pe­trus.

Die Kir­chen­ge­mein­de Lan­ge­neß-Nord­marsch hat heu­te rund 100 Ge­mein­de­glie­der. Seit 1969 ist der Lan­gen­es­ser Pas­tor auch für die Hal­lig-Kir­chen­ge­mein­den Oland und Grö­de zu­stän­dig (22 bzw. 17 Ge­mein­de­glie­der)

Halligkirche auf Hooge mit Pastorat im Sonnenschein auf der Kirchwarft
Jürgen Vrinssen©

Die Ge­schich­te der klei­nen Hal­lig­kir­che ist zu­gleich die Ge­schich­te der gro­ßen Sturm­flu­ten.

Die ers­te gro­ße „Man­drän­ke“ 1362

Hoo­ge hat­te ur­sprüng­lich eine aus der Frie­sen­mis­si­on stam­men­de Holz­kir­che. Sie ist in der gro­ßen „MAN­DRÄN­KE“ des Jah­res 1362 un­ter­ge­gan­gen. Da­mals er­tran­ken ca. 8.000 Men­schen und etwa 50 Kir­chen wur­den ver­nich­tet.

Die 1362 üb­rig­ge­blie­be­ne Be­völ­ke­rung von Hoo­ge ge­hör­te von da an zum Kirch­spiel „Alte Kir­che“ PELL­WORM, das da­mals nur durch ei­nen schma­len Priel von Hoo­ge ge­trennt war.


Die zwei­te „Man­drän­ke“ 1634

Eine wei­te­re ver­hee­ren­de Sturm­flut such­te im Jahr 1634 die West­küs­te heim. In die­ser Flut sind von 9.000 Men­schen etwa 4.600 er­trun­ken und die In­sel Strand wur­de aus­ein­an­der­ge­ris­sen. 18 von 24 Kir­chen wur­den zer­stört. Aus den Trüm­mern hol­ten sich die Hoo­ger Bau­ma­te­ri­al und In­ven­tar für eine ei­ge­ne Kir­che, vor al­lem aus dem Ort Os­ter­wohld. Da­mit bau­ten sie in den Jah­ren 1637-1642, mit­ten im 30-jäh­ri­gen Krieg, ihre Kir­che und stat­te­ten sie mit ge­schnitz­ten Ge­stühl­wan­gen aus dem Jahr 1624, ei­ner Kan­zel aus der Werk­statt des Meis­ters Rin­ge­lin aus Flens­burg und ei­nem holz­ge­schnitz­ten Tauf­be­cken, eben­falls mit der Jah­res­zahl 1624 ver­se­hen, aus.

 

18. Jahr­hun­dert

Im 18. Jahr­hun­dert fuh­ren vie­le Hal­lig-und In­sel­be­woh­ner mit hol­län­di­schen Schif­fen auf Wal­fang. Aus die­ser Zeit stammt die Wal­tür an der Kan­zel mit Wal­mut­ter und ih­rem Jun­gen.  Im Haupt­feld der Tür ist ein Ehe­paar, wohl die Stif­ter, zu se­hen, ein Se­gens­wunsch und die Jah­res­zahl 1743.

Aus dem 18. Jahr­hun­dert stam­men auch die Apos­tel­bil­der an der Or­gel­em­po­re.


19. Jahr­hun­dert

Eine Ge­denk­ta­fel über der Süd­tür er­in­nert an die Flut des Jah­res 1825, bei der eine me­ter­ho­he Bran­dung Haus­wän­de zum Ein­sturz brach­te und 24 Hoo­ger ums Le­ben ka­men. Die Hoo­ger ba­ten den da­ma­li­gen Lan­des­herrn, den dä­ni­schen Kö­nig Fre­de­rik VI, um fi­nan­zi­el­le Hil­fe. Sei­ne Ma­jes­tät kam, wohn­te im „Kö­nigs­pe­sel“ auf Hans­warft und sorg­te für die Er­hö­hung der Warf­ten so­wie für die In­stand­set­zung der Kir­che. Als Dank wid­me­ten sie ihm die Ge­denk­ta­fel und das kunst­vol­le Ta­kel­schiff, das be­reits im Jahr 1806 wäh­rend der na­po­leo­ni­schen Blo­cka­de von Hoo­ger Jung­man­nen ge­baut wur­de. Dem Kö­nig zu Eh­ren wur­de spä­ter der Na­mens­zug FREID­RIG. D.6  am Heck des Schif­fes auf­ge­tra­gen.

Nach der Flut  von 1825 soll auch die Chris­tus­fi­gur als Strand­gut am Hoo­ger Strand ge­fun­den wor­den sein. Sie ist das wohl äl­tes­te Kunst­werk un­se­rer Kir­che aus dem 16. Jh. und ist an der Süd­wand zu se­hen.

Glo­cken­turm auf Kirch­warft: öst­lich der Kir­che, am Ein­gang des Fried­ho­fes, steht der Glo­cken­stuhl, aus vier mäch­ti­gen, hier ge­stran­de­ten Ei­chen­pfäh­len; die Glo­cke wur­de zwi­schen 1841 und 1848 ge­gos­sen und an­ge­schafft.

Ne­ben der Süd­tür ein Bild von Pas­tor Dr. KOCH, der um 1850 auf Hoo­ge ei­nen er­folg­rei­chen Kampf ge­gen den Al­ko­hol­miss­brauch führ­te.


20. Jahr­hun­dert

Das  FENS­TER­BILD an der Süd­sei­te wur­de im Jah­re 1911 von P. Etz­dorf ge­stif­tet und stellt Je­sus als den Gu­ten Hir­ten dar.

Das GLAS­FENS­TER an der Nord­sei­te, mit dem sin­ken­den und von Je­sus ge­ret­te­ten Pe­trus, wur­de vom Ham­bur­ger Kauf­mann Ban­dik Fed­der­sen im Jah­re 1919 ge­stif­tet.

Drau­ßen vor der Süd­tür, in­mit­ten der Grab­stei­ne, steht ein schlich­tes Holz­kreuz mit der Auf­schrift: „Es ist das Kreuz von Gol­ga­tha Hei­mat für Hei­mat­lo­se“. Die Jah­res­zahl 1916 / 17 er­in­nert an drei Ma­tro­sen der Kriegs­ma­ri­ne, die in der Ska­ger­rak-Schlacht um­ge­kom­men sind und nach ih­rem Weg durchs Was­ser, hier be­gra­ben wur­den.

Das Al­tar­bild aus dem Jah­re 1857 (ur­sprüng­lich stand es in der Kir­che zu Klanx­büll) kam 1931 in die Hoo­ger Kir­che.  Bis da­hin dien­te das Öl­bild an der Nord­sei­te als Al­tar­auf­satz; es stellt ei­nen Pe­li­kan dar, der nach ei­ner al­ten Sage sei­ne Jun­gen mit sei­nem Blut nährt und so zum christ­li­chen Sinn­bild für den Op­fer­tod Jesu wur­de.

Die Or­gel, ge­fer­tigt vom da­ma­li­gen Or­gel­bau­meis­ter Klaus Be­cker aus Kup­fer­müh­le bei Ham­burg, wur­de im De­zem­ber 1959 ein­ge­baut.

Die Farb­ge­bung der Kir­che (erst­mals 1931, er­neu­ert 1960) hat sich be­wusst an die frie­si­schen Far­ben Blau, Rot, Gelb und Gold ge­hal­ten und äh­nelt da­mit der Aus­ma­lung der frie­si­schen Hal­lig­stu­ben von einst.

Eine Mar­ke vor der Süd­tür kenn­zeich­net, wie hoch das Was­ser der Sturm­flut von 1962 in der Kir­che stand.

Lin­ker Hand von der Nord­tür, ober­halb der Apos­tel­bil­der, hängt ein Ge­mäl­de von der Sturm­flut 1976. Es ist ei­ner Fo­to­gra­phie des da­ma­li­gen Hal­lig­pas­tors Bern­hard Speck nach­emp­fun­den.

Noch eine Be­son­der­heit der Kir­che: Der Bo­den un­ter dem Ge­stühl ist aus ei­nem Sand-Mu­schel­ge­misch. Da­durch konn­te das Was­ser nach den Flu­ten schnell ver­si­ckern. Al­ler­dings muss­te es nicht mehr un­ter Be­weis ge­stellt wer­den, seit­dem die Kirch­warft An­fang der 90-ger Jah­re ei­nen schüt­zen­den Ring­wall er­hielt.

Die Hal­lig Nord­stran­disch­moor hat seit der gro­ßen Sturm­flut 1825 kei­ne ei­ge­ne Kir­che mehr. Got­tes­diens­te wer­den im Klas­sen­raum der Schu­le ab­ge­hal­ten. 

Innenaufnahme der Halligkirche auf Hallig Oland, zu sehen sind Taufbecken und Altar
Jürgen Vrinssen©

Die heu­ti­ge Hal­lig­kir­che von Oland ist eine Saal­kir­che aus dem Jah­re 1824, die un­ter an­de­rem den schwe­ren Sturm­flu­ten 1825 und 1962 trotz­te. Der Kir­chen­raum ist sehr klein. Der Tauf­stein stammt aus ro­ma­ni­scher Zeit. Die Fi­gur, die das Kru­zi­fix schmückt, hat ein ähn­li­ches Al­ter. Das Kreuz sel­ber wur­de spä­ter er­neu­ert. Der Al­tar ist klein und stammt aus neue­rer Zeit.