Stock (einfache Halligbrücke) und im Hintergrund die Backenswarft, Hooge
Jürgen Vrinssen©

Stock auf Hallig Hooge

Geschichte

Hallighaus in früherer Zeit, historischer Stock im Vordergrund

Be­sied­lung der Hal­li­gen

Kon­ti­nu­ier­lich be­wohnt wur­de das Ge­biet der heu­ti­gen Hal­li­gen ver­mut­lich erst seit 1000 Jah­ren, als Frie­sen von der Rhein­mün­dung sich hier nie­der­lie­ßen. Schon da­mals war nur eine Be­sied­lung auf Warf­ten mög­lich, je­doch er­laub­ten hö­her ge­le­ge­ne Flä­chen Acker­bau. Erst­mals er­wähnt wer­den ein­zel­ne Hal­li­gen (Oland und Jor­dsand) 1231 im Wal­de­mar-Erd­buch als In­seln, auf de­nen der Kö­nig ein Haus be­saß. Da­mals ge­hör­ten die heu­ti­gen Hal­li­gen zu den Uth­lan­den, dem von Prie­len durch­zo­ge­nen, durch Sturm­flu­ten häu­fig in sei­ner Ge­stalt ver­än­der­ten Marsch­land. Die ge­naue Re­kon­struk­ti­on zu­rück­lie­gen­der Küs­ten­ver­läu­fe ist sehr schwie­rig, da ge­naue Kar­ten erst ab 1700 er­stellt wur­den. Mit nied­ri­gen Dei­chen und Warf­ten schütz­ten die Be­woh­ner ihre Häu­ser, das be­wirt­schaf­te­te und durch Grä­ben ent­wäs­ser­te Land so­wie das Vieh.

Seit der Ent­ste­hung der Hal­li­gen bis zum 19. Jahr­hun­dert sind etwa 100 Hal­li­gen ver­schwun­den, von de­nen ein Teil nicht be­wohnt war. Die Marsch­flä­chen wuch­sen mit an­de­ren Hal­li­gen zu­sam­men oder wur­den an das Fest­land durch Eindei­chung an­ge­glie­dert.

Auch die heu­te exis­tie­ren­den Hal­li­gen ver­lo­ren im Lau­fe der Jahr­hun­der­te ver­stärkt an Land­flä­che. Die im­mer klei­ne­ren Hal­li­gen bo­ten so im Lau­fe der Zeit im­mer we­ni­gen Men­schen eine wirt­schaft­li­che Grund­la­ge, so dass vie­le ihr Glück an Fest­land such­ten.

Le­ben und Wirt­schaf­ten auf den Hal­li­gen

In frü­he­ren Zei­ten war das Hal­lig­le­ben sehr hart. Die Er­trä­ge aus dem Acker­bau wa­ren ge­ring und un­be­stän­dig, da die Be­woh­ner auch im Som­mer mit ei­ner Über­flu­tung rech­nen muss­ten. Acker­bau wur­de da­her in ge­rin­gem Um­fang auf hö­he­ren Flä­chen be­trie­ben. Die meis­ten Hal­lig­be­woh­ner hiel­ten Vieh, vor al­lem Scha­fe und auch Rin­der.

Ihre Häu­ser und das Vieh ver­such­ten die Hal­lig­be­woh­ner, mit Warf­ten und Dei­chen zu schüt­zen. Für die täg­li­che Er­näh­rung war es nö­tig, alle An­ge­bo­te der Na­tur vor Ort zu nut­zen. So wur­de ge­fischt und ge­jagt, was die Hal­li­gen und die Nord­see her­ga­ben.

Bau­ma­te­ri­al war auf den baum­lo­sen Mar­sch­in­seln Man­gel­wa­re und muss­te vom Fest­land her­an­ge­schafft wer­den. Als Brenn­ma­te­ri­al im Win­ter und zum Ver­feu­ern dien­te Schaf­kot, Kuh­mist oder See­torf. Ge­heizt wur­de in frü­he­rer Zeit bis teil­wei­se in die 1950er Jah­re mit zu Dit­ten ge­form­tem, in der Son­ne ge­trock­ne­tem Kuh­mist.

Ihr Geld ver­dien­ten die Hal­lig­be­woh­ner spä­ten Mit­tel­al­ter zu­meist mit der Salz­ge­win­nung. In ei­nem auf­wen­di­gen Ver­fah­ren wur­de Moor, das mit Salz­was­ser ge­sät­tigt war, ge­trock­net und an­schlie­ßend ver­brannt. Die ver­blei­ben­de Asche wur­de da­nach mit Salz­säu­re ver­setzt und bis zur völ­li­gen Aus­trock­nung in ei­nem Ge­fäß ge­sot­ten, um Hal­ligsalz zu ge­win­nen. Doch der Tor­fabbau, die Vor­aus­set­zung für die Salz­sie­de­rei, war für das Land al­les an­de­re als un­ge­fähr­lich. In die Ab­bau­ge­bie­te konn­te das Was­ser pro­blem­los ein­drin­gen und das Land da­durch weg spü­len. Um den Ver­lust an Sub­stanz zu be­en­den, wur­de der Tor­fabbau im Jah­re 1515 ver­bo­ten.

Da es auf den Hal­li­gen kei­ner­lei Frisch­was­ser­quel­len gibt, dien­ten al­lein müh­sam auf­ge­fan­ge­ne Nie­der­schlä­ge als Was­ser­ver­sor­gung für Mensch und Tier, die­se wur­den ge­sam­melt und im Fe­thing ge­spei­chert.

Im 17. und 18. Jahr­hun­dert er­lebt die See­fahrt eine Blü­te­zeit und vie­le, der männ­li­chen Hal­lig­be­woh­ner heu­er­ten auf Wal­fän­gern oder auf Han­dels­schif­fen an. Wie alle Nord­frie­sen hat­ten sie ei­nen gu­ten Ruf in der See­fahrt; man sag­te ih­nen pro­fun­de Kennt­nis­se in Na­vi­ga­ti­ons­leh­re und Ma­the­ma­tik nach. Al­ler­dings war be­son­ders der Wal­fang sehr ge­fähr­lich, vie­le See­leu­te lie­ßen im Kampf mit den rie­si­gen Tie­ren ihr Le­ben.

Als die Zahl der Wale in den küs­ten­na­hen Be­rei­chen zu­rück­ging, wur­den die Wale im of­fe­nen Meer ge­jagt, was noch grö­ße­re Ge­fah­ren für die Schiffs­be­sat­zung mit sich brach­te. Im Jahr 1777 wur­den 27 Wal­fang­schif­fe vor Grön­land vom Eis ein­ge­schlos­sen, rund 300 See­leu­te star­ben. Nach die­ser als To­ten­rei­se” in die See­fahrts­ge­schich­te ein­ge­gan­ge­nen Fahrt sind im Wal­fang kei­ne Kom­man­deu­re von den Hal­li­gen mehr ver­zeich­net.

Ei­nen gu­ten Ein­blick in der Le­ben der wohl­si­tu­ier­ten Ka­pi­täns­fa­mi­li­en kann der Be­su­cher im Hoo­ger Kö­nigs­pe­sel oder im Ka­pi­tän Ta­d­sen-Haus auf Lan­ge­neß er­lan­gen. Ne­ben ei­ner Viel­zahl an All­tags­ge­gen­stän­den be­ein­druckt hier si­cher der je­wei­li­ge Pe­sel, der bes­te Raum des Hau­ses mit hol­län­di­schen bi­bli­schen Flie­sen so­wie ei­ner be­mer­kens­wer­ten De­cken- und Tü­ren­ma­le­rei am meis­ten.